FederLesen

Das Jahr 2021 im Dialog

Dialoge laufen zwischenmenschlich meist nach einem ganz bestimmten soziologisch-psychologischem Muster ab. Auf der einen Seite steht oftmals der Dauerquassler und Alleswisser und auf der anderen Seite der genervte Zuhörer im bei-einem-Ohr-rein-beim-anderen-hinaus-Modus. Und dann gibt es so Standardkonversationsthemen, die meist in Korrelation mit dem jeweiligen Lebensalter stehen und ungefähr in dieser Reihenfolge ablaufen: Fußball. Das jeweils andere Geschlecht/Sex. Der Beruf. Die Kinder. Die Enkelkinder. Die Krankheiten. Die Verdauung. Wer aller gestorben ist. Und wenn all das nicht passend ist, das Wetter ist in jedem Lebensabschnitt ein hervorragendes Thema – Wurscht ob es heiß, kalt, nass, trocken ist; es passt zwar nie wie es ist, zum Smalltalk jedoch jederzeit.

Das Alles war einmal und dann zog das Jahr 2021 über uns her. Wir durften es hautnah erleben und da spielten die oben genannten Gesprächsthemen bestenfalls eine Nebenrolle. Plötzlich, im Vorjahr hat es sich schon ein wenig angekündigt, brach ein völlig neues Gesprächsthema vulkanausbruchgleich über uns herein, dass uns Hören und Sehen und sonst noch Einiges mehr vergangen ist. Thema Nummer Eins war plötzlich so ein kugeliges UFO-artiges Ding mit Stacheln dran. So erklärte man uns zumindest, denn gesehen hat es noch keiner von uns, weil es so dermaßen klein ist. Zumindest nicht wir Normalbürger, höchstens ein paar Virologen mit ihren Mikroskopen.

Doch wie der Jänner nicht dem Juli gleicht und der August nicht dem Dezember hat sich auch dieses neue Gesprächsthema im Verlauf des Jahres verändert, um nicht zu sagen es sei mutiert. Andere mögen Jahresrückblicke über besondere Ereignisse des vergangenen Jahres machen, Ihr FederLesen-Autor möchte Ihnen dafür einen kleinen Jahresrückblick in Dialogen anbieten:

     Hast du schon gehört, Impfung gibt’s. Ja, aber es ist zu wenig Impfstoff da. Lässt du dich impfen? Weiß nicht. Sobald als möglich. Ich warte ab. Nein. Es gibt angeblich Nebenwirkungen. Also ja, der Neffe vom Nachbarn seiner Schwiegermutter hat gehört, dass die Großtante von einem Kollegen seinem Schwager drei Tage hohes Fieber hatte. In Dings-Land ist einer daran verstorben. Hast du schon einen Termin? Ja, im April. Welchen Impfstoff. Astra. Nein Pfizer. Pfizer ist besser hört man. Jeder sagt was anderes. Moderna. Mir egal. Hauptsache überhaupt. Nein, ich glaube em-err-enn-ah ist besser. Nein Wekktor. Also ich wart auf den Totimpfstoff. Wer weiß, wann es den gibt. Schon wieder Lockdaun. Und die Masken geh‘n mir a schon am Oasch. Ja, eh, mit dem Mundnasenschutz geht’s halbwegs, nur die EffEffPähZwei, die san zach. Ja, und die Intensivbetten, es gibt zu wenig. Nein, eh genug. Wenn sich die Leut‘ nur dran halten würden. Also der Dings ist dran g’storbn. Ja, aber der war eh schon krank. Nein, Junge triffts auch. Also in Israel … nein schau nach Portugal … nein Dänemark. Der Drosten sagt … die van Laer sagt auch … und die Ages. Stimmen die Zahlen? Ja! Nein! Die kennen sich ja alle nimmer aus.

So, oder so ähnlich waren doch unsere Gespräche im jetzt zu Ende gehenden Jahr? Hab‘ ich etwas vergessen? Wahrscheinlich. Sie, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser können es gerne mit Ihrem eigenen Erfahrungs- und Wortschatz aus zahlreichen Gesprächen des heurigen Jahres ergänzen.

In diesem Sinne wünsche ich allen meinen treuen FederLeserinnen und -Lesern ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2022 mit hoffentlich zahlreichen anderen, neuen und interessanteren Gesprächsthemen. Und bleiben Sie FederLesen treu, ich verspreche Ihnen, es wird im neuen Jahr sicher wieder zahlreiche skurrile und heitere Themen an dieser Stelle geben.

2021 12 29/Fritz Herzog

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