99 Luftballons
Sicher haben Sie es auch gelesen, über Amerika wurden kürzlich ein paar unidentifizierte Luftballons entdeckt. Die Amis sagten zuerst sie seien von den Chinesen, die Chinesen haben das dementiert, die Amis, eingedenk Nenas 40 Jahre altem Gassenhauer, spielten »Neunundneunzig Düsenflieger, jeder war ein großer Krieger« und holten diese vom Himmel um dann festzustellen, dass sie nichts Chinesisches an sich hätten; und trotzdem waren die Chinesen hinterher beleidigt. Verstehe das wer wolle, vielleicht habe ich aber etwas nur nicht genau gelesen.
Angeblich seien sie rein zu Forschungszwecken da oben herumgesegelt. Laienhaft denk ich mir da und wundere mich, dass sich weltweit kein einziges Forschungsinstitut gemeldet hat und sagt »hoppla, wieso schießt ihr unseren Forschungsballon so mir nix dir nix da herunter, das Zeug hat schließlich eine Menge Geld gekostet?« Aber wie gesagt, ich kenn‘ mich da nicht aus.

Auskennen dürfte sich hingegen irgendein amerikanischer General, der die Luftballons kurzerhand zu UFOs erklärte. Das nenne ich stramme militärische Logik nach dem Motto: »Wenn ich nimmer weiter weiß, erklär‘ ich’s zum UFO, diesen Schei…!« So einfach kann Weltgeschichte sein und dann erst recht die intergalaktische.
Lachen Sie jetzt nicht, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser und sagen UFOs, so ein Blödsinn, die gibt es doch gar nicht. Allein die Datenbank des deutschen UFO-Forschers Hans-Werner Peiniger enthält für das Jahr 2022 insgesamt 326 Sichtungen, davon acht in Österreich. Das ist doch nicht Nichts, oder? Wahllos herausgegriffen fanden die letzten beiden Sichtungen in Österreich am 26.12.2022 in Gumpoldskirchen und am 5.1.2023 in Illmitz statt. Und bitte sagen Sie jetzt nicht, beide seien Weinorte und die Sichtungen dem dortigen Konsum des Rebensaftes geschuldet. Mitnichten, die Sichtungen verteilen sich über das gesamte Bundesgebiet – selbst in Vorarlberg ist man vor den Außerirdischen nicht gänzlich sicher (14.6.2022 in Feldkirch); aber vielleicht ist es dort Zirbengeist und Enzian statt Grünem Veltliner und Blaufränkischem.
Die bekannteste und am meisten Aufregung erzielende Begegnung mit Außerirdischen in Österreich fand in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bei der kleinen Ortschaft Kautzen im Waldviertel statt. Ein Haufen Waldviertler Findlinge wurde damals zu einem UFO-Landeplatz erklärt. Da war die Aufregung groß und der stagnierende Kautzener Fremdenverkehr erlebte mit dieser Sensation einen kurzfristigen Aufschwung – immerhin! Dass sich der Spaß später als, wie es so schön hieß, »b’soffene G’schicht«, geboren an einem Kautzener Wirtshaustisch, herausgestellt hat, spielte da schon keine Rolle mehr. Vielleicht verlief es zuletzt in Illmitz und Gumpoldskirchen ja ähnlich – wer weiß?
Wenn jetzt tatsächlich die UFOs keine UFOs sind und die Sichtungen irgendwo zwischen Sternschnuppen, »b’soffene G’schicht« und Kondensstreifen (den Chemtrails muss ich einmal einen eigenen FederLesen-Beitrag widmen!) oszillieren, dann dürfen die UFOs auch nicht mehr UFOs heißen. Wie ich nämlich dem alljährlichen Außerirdischen-Report des amerikanischen Verteidigungsministeriums (ja, man lese und staune, sogar die befassen sich mit UFOs!) entnehme, heißen die UFOs neuerdings UAPs, also »unidentified aerial phenomena«. Warum die allerdings bei ein paar hundert dort dokumentierten Sichtungen jedes Jahr, nur zwei oder drei Luftballons abgeschossen haben, das fragen Sie bitte selber im Pentagon nach.
2023 02 23/Fritz Herzog