An allem ist das Handy schuld
Glücklich ist, für den BMI die Abkürzung für »Bundesministerium für Inneres« ist und nicht für eine willkürliche Formel vom Verhältnis der eigenen Quadratgröße zur Schwere steht, die dann aussagt, ob man in letzter Zeit zu vielen Schnitzeln oder Schweinsbratln und Bier oder Wein zugesprochen hat. Das Ding steht für Bodymaßindex – übrigens eine lustige Wortkreation aus einem englischen, einem deutschen und einem lateinischen Begriff. Aus so einer sprachlichen Mischkulanz kann ja wahrlich nix G’scheites herauskommen.
Steigt also besagter tri-linguistischer BMI über einen Wert von was-weiß-ich, so gilt man als klarer Fall von Adipositas. Wobei mir auch dieser Ausdruck außerordentlich gut gefällt, klingt er doch zumindest phonetisch nach etwas Positivem. Es sei denn, man heißt Adi und ist positiv getestet, dann könnte man den Ausdruck bei ungenauem Hinhören leicht missverstehen.
Wie auch immer klingt Adipositas um ein Vielfaches besser, als die in früheren Zeiten gebräuchlichen Ausdrücke »verfressen«, »fett« oder, noch schlimmer, kurz und bündig: »blad«. Wobei, letztgenannter Ausdruck kommt in Wirklichkeit von »aufgebläht«, er ist also mehr flatulatorisch begründet als eine Bezeichnung für übermäßigen Körperfettanteil.
Ungezählte Magazine und andere Schriften leben von ebenso gut klingenden wie völlig sinnlosen Ratschlägen und Diäten, wie man und frau die überschüssigen Kilos abbauen und diese durch – je nachdem – Sixpack oder Bikinifigur ersetzen kann. Außer JoJo schaut da im Regelfall nicht mehr heraus und zum JoJo-Spiel brauch‘ ich ein Ringerl und ein Schnürl, aber keine Diät.
Aber – und das freut mich heute besonders, Ihnen, meine geschätzten FederLeserinnen und Leser, etwas näher bringen zu dürfen – es gibt Abhilfen. Nein, ich verrate Ihnen nicht die x-ste Diät, denn die würde, siehe oben, genau wieder nix nützen. JoJo, Sie wissen schon. Nein, das ist es nicht!
Endlich hat die Wissenschaft einen Schuldigen dafür gefunden weshalb um die Leibesmitte – ich gestehe: auch beim FederLesen-Autor – zu viel rundherum ist. Na, das ist doch was! Einen Schuldigen gefunden zu haben ist doch hundert Mal schöner als jede Diät, die meist durch Geschmacklosigkeit den Heißhunger erst so richtig in Schwung bringt – ich weiß wovon ich da red‘. Nicht das gute Essen und Trinken sind also »schuld« und auch nicht der innere Schweinehund, der uns jedwede sportliche Betätigung stets auf morgen verschieben lässt. Nein, schuld ist schlicht und einfach unser Handy.
Der Dank gilt diesfalls Frau Professor Kerstin Oltmanns, Leiterin der Sektion für Psychoneurobiologie an der Universität in Lübeck. Die Handystrahlen sind’s! Zunächst wurde bei Laborratten der Nachweis erbracht, dass erhöhte Handystrahlung zu erhöhtem Appetit führt. Da jedoch nicht einmal Laborratten regelmäßig mit dem Handy telefonieren, geschweige denn gar Sims, Clash of Clans oder einfach nur Solitaire spielen, war es notwendig die Testreihe mit menschlichen Versuchskaninchen (gibt’s sowas?) fortzusetzen. Und siehe da, sobald die Testpersonen (ich will sie nimmer Versuchs»kaninchen« nennen) einer erhöhten Handystrahlung ausgesetzt wurden, stieg parallel dazu ihr Appetit.
Wie das genau funktioniert weiß ich nicht, es dürfte jedoch so sein, dass die Strahlung irgendwie die Appetitabteilung unseres Gehirns stimuliert. Ja, das Handy, gleichermaßen Fluch und Segen, trägt die Schuld für Schwabbelbauch und prallem Steiß!
Die Frage, ob es schon hilfreich sei, das Handy nicht vor dem Kühlschrank, am Esstisch, im Restaurant oder in der Süßwarenabteilung der Supermärkte zu nutzen, blieb in der Studie allerdings unbeantwortet. Probieren Sie’s ruhig aus, wenngleich ich auch da jede Verantwortung oder gar Haftung auf Gelingen ausschließen muss.
2022 04 30/Fritz Herzog