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FederLesen

Rekorde, Rekorde

Kräht heutzutage noch irgendein Hahn nach Rekorden, gar Weltrekorden? Frage: Wie heißt der aktuelle Weltrekordhalter im 100 Meter Lauf oder im Hochsprung und welche Zeit respektive Höhe haben sie erreicht? Keine Ahnung sagen Sie? Also, was mich betrifft jedenfalls! Und das Guinness Buch der Rekorde hat vermutlich auch schon höhere Auflagen erlebt.

Einzig die in den Medien regelmäßig genussvoll breitgetretene Frage, wer denn der reichste Mann der Welt sei, scheint die Menschheit noch zu interessieren. Ist es der Computer-Bill, der Jeff aus Amazonien, der elektrische Elon oder der Telefonie Mexikaner dessen Name mir entfallen ist? Dass wir darüber eher Bescheid wissen als über sportliche oder andere Höchstleistungen sagt eine ganze Menge über unsere heutige Gesellschaft aus. Aber FederLesen ist nicht zum Jammern über gesellschaftliche Entwicklungen da, drum bleibe ich bei anderen Rekorden.

Erinnern Sie sich beispielsweise noch als mit viel Pomp und Trara ein Österreicher aus den lichten Höhen des Beinaheweltalls zur Erde herunter gehüpft ist und damit den Rekord aufgestellt hat, dass er als erster Mensch von so hoch zur Erde gefallen ist und dabei noch dazu im freien Fall die Schallmauer durchbrochen hat? Wahrscheinlich können Sie sich erinnern. Dass nur ein paar Wochen danach ein anderer diesen Höhenrekord mit deutlich weniger Pomp und Trara gebrochen hat, brachte ihm bestenfalls eine Randnotiz in den Zeitungen ein. Die Halbwertszeit von Rekorden ist ziemlich kurz, wie es scheint.

Der Geschwindigkeitsrekord auf vier Rädern ist auch schon über zwanzig Jahre alt und seither scheint niemand mehr Bock darauf gehabt haben ihn zu brechen. Der Engländer Andy Green hat im Jahr 1997 mit einem Gefährt, das nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Automobil hatte, in irgendeiner amerikanischen Wüste die Schallmauer durchbrochen.

Da singe ich viel lieber ein Lied auf den Franzosen Gaston de Chasseloup-Laubat und den Belgier Camille Jenatzy, die sich um die Jahreswende 1898/99 ein Duell lieferten, wer von den beiden nun schneller mit einem Automobil fahren könne. Was den elektrischen Elon und alle Besitzer von Kraftfahrzeugen mit einem grünen Nummerntaferl freuen wird, beide benutzten elektrisch betriebene Autos. Die Verbrennungsmotoren waren damals noch zu leistungsschwach und dampfbetriebene Fahrzeuge zu behäbig.

So erreichte de Chasseloup-Laubat am 18. Dezember 1898 mit seinem Gefährt erstmals den atemberaubenden Geschwindigkeitsrekord von 63,15 km/h. Jedoch schon wenige Tage später, am 17. Jänner des Folgejahres schlug der Belgier mit 66,66 km/h zurück, was am selben Tag noch von de Chasseloup-Laubat neuerlich übertroffen wurde. Bis März steigerten sich die beiden in ihrem Geschwindigkeitsrausch auf über 90 km/h bis Jenatzy am 29. April 1899 erstmals die 100 km/h Marke überschritt. Dieser sagenhafte Rekord hielt dann immerhin für drei Jahre. Wahrscheinlich dachte man damals, was will man mehr als 100 km/h so wie heute kein Interesse am noch höheren Überschreiten der Schallgeschwindigkeit herrscht.

Ich weiß jetzt nicht wie es Ihnen, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser geht, aber wenn ich im Stau auf der Südosttangente oder sonstwo stecke, wünschte ich mir, ich könnte an die seinerzeitigen Rekorde von Gaston de Chasseloup-Laubat und Camille Jenatzy auch nur annähernd herankommen.

2021 12 21/Fritz Herzog