Die Gefährlichkeit der Nasenhaare
Kommen Männer in die Jahre in denen immer weniger wächst, sei es am Haupt oder anderswo, dann beginnen oft genug umso heftiger büschelweise Haare aus Nase und Ohren zu sprießen. Die Eitelkeit und die unstillbare Sehnsucht nach ungetrübter männlicher Schönheit (die alte Tante-Jolesch-Metapher von Männern und Affen verkneife ich mir an dieser Stelle) gebietet jedoch diese zu entfernen, damit Frňák und Ohrwaschln glatt wie ein Babypopo sind und die holde Damenwelt sich nicht von den gruseligen Büscheln angeekelt abwendet.
Wie auch immer, die Borsten gehören entfernt, um die gewünschte Schönheit zu erhalten. Doch wie? Eine einfache, wenn auch kurzfristig schmerzhafte Alternative ist das Zupfen mittels Pinzette. Ist diese nicht zur Hand, macht es vielleicht auch eine Telefonzange aus dem Werkzeugkoffer; das wäre aber eher schon eine sehr archaische Methode, zu der nur wirklich eingefleischte Heimwerker und Do-it-yourself-Junkies greifen werden.

Doch, Achtung, meine geschätzten FederLeser, ein amerikanischer HNO-Arzt warnt davor diese Haare auszureißen. Vereinfacht gesagt begründet er es damit, dass durch das Ausreißen Bakterien eindringen und eine Entzündung im Naseninneren entstehen kann. Durch die Nähe der Nase zum Gehirn könnte sich diese dorthin ausbreiten. Die Folge könnte eine Hirnhautentzündung oder ein Hirnabszess sein und beides kann schlimmstenfalls letal enden.
Auf der Parte des so Dahingeschiedenen würde dann stehen: »Er zupfte sich die Nasenhaare und jetzt ruht er auf der Bahre«. Aber wer will das schon? Also wirklich!?
Die von besagtem Arzt angesprochene Nähe zum Gehirn setzt natürlich das Vorhandensein eines solchen voraus, doch auch diesen billigen Kalauer erspare ich mir an dieser Stelle weiter auszuführen. Aber spaßen sollte man damit trotzdem nicht. Depilieren oder wachsen sich hingegen die Damen ihre Beine (oder anderorts Unterorts) ist die Entfernung zum Gehirn so groß, dass sie das anscheinend gefahrlos tun können. Zumindest habe ich darüber keine Gefahrenhinweise gelesen und sie sind risikomäßig zumindest dabei aus dem Schneider.
Doch es gibt Entwarnung und ich kann sowohl meine geschätzten FederLeserinnen von ihrer Sorge um frühzeitige Witwenschaft nach ihrem ehelichen Nasenhaarzupfer befreien, als auch meine FederLeser beruhigen, die Nasenhaarzupfgefahr, die da herbeigeredet wurde, ist gering, um nicht zu sagen vernachlässigbar, quasi Null. Keine Ahnung was diesen HNO-Arzt geritten hat diese Panik-Meldung in die Welt zu setzen, denn mittlerweile widersprachen ihm bereits eine ganze Reihe von anderen Nasen-Kapazundern. Die Haare wachsen nämlich im Nasenvorhof und nicht an der Schleimhaut. Man(n) darf gefahrlos zupfen, so einem der Sinn danach steht. Wieder eine Sorge weniger, die man eigentlich nicht gehabt hätte, hätte sie nicht jemand erzeugt.
Ganz zu schweigen davon, dass der einschlägige Elektrohandel ohnehin eine ganze Reihe von akkugetriebenen Gerätschaften zur Nasenhaarrasur anbietet; schmerzfrei und schonend soll das funktionieren. Und den Nachwuchs entfernt man eben beizeiten aufs Neue. Die Dinger nennen sich Trimmer, aber Vorsicht, vom Rasentrimmer zum Nasentrimmer ist es nur sprachlich ein kurzer Weg. Verwechseln sollte man sie trotzdem nicht, denn eine solche Verwechslung, die könnte tatsächlich gefährlich werden.
2023 04 26/Fritz Herzog