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FederLesen

Die Weisheit isst man nicht mit dem Löffel

Ist es nicht schön gescheit zu sein? So richtig, meine ich! Dieses erhabene Gefühl die Weisheit mit dem Löffel gegessen zu haben und sich damit vom Rest der Menschheit abzuheben ist doch etwas Schönes. Oder geht es Ihnen eher auch so wie dem FederLesen-Autor, dass er sich gelegentlich doch mehr wie ein kleines Depperl in dieser Welt fühlt?; und dies nicht nur dann, wenn es um ein komplexeres Problem mit dem Computer geht, von höherer Mathematik und der Relativitätstheorie ganz zu schweigen.

Paart sich diese Unwissenheit noch mit Dingen, von denen bekannt ist, dass sie nicht nur unvernünftig, sondern auch ungesund sind, so hat der Minderwertigkeitskomplex schon gewonnen. Ich rede da von zu wenig oder keinem Sport, ungesunder Ernährung und dem regelmäßigen Zuspruch alkoholischer Getränke. Sollte es Ihnen, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser ähnlich gehen, so brauchen Sie nicht verzweifeln – es gibt Abhilfe, die Sie mental wieder aufrichten wird.

Die Rettung kommt von Satoshi Kanazawa, einem Psychologen der London School of Economics and Political Science und Josephine Hellberg vom University College London. Die beiden veröffentlichten eine Studie mit dem Titel »Intelligence and Substance Use«, etwas frei übersetzt »Die Intelligenz und der Gebrauch bestimmter Substanzen«.

Um an dieser Stelle die Spannung abzubauen, gleich einmal ein wesentliches Ergebnis der Studie vorweg: Intelligente Menschen konsumieren mehr Alkohol! Korrelationen bestehen auch – so die Studienergebnisse weiter – hinsichtlich des Familieneinkommens in der Kindheit. Aber auch Liberale und Katholiken saufen mehr als der Rest der Menschheit. Na bitte! Aber Achtung – und verraten Sie das nicht ihrem Partner oder der Partnerin – auch wer mehrere Sexualpartner hat, trinkt üblicherweise mehr Alkohol (Zur Klarstellung: Das sag nicht ich! Das sagt die Studie!). Ob das alles jetzt in Zusammenhang mit der Intelligenz zu sehen ist, ich weiß nicht so recht, aber glauben wir zunächst einmal dem Forscherduo Kanazawa-Hellberg.

Begründet wird der ganze Spaß mit der sogenannten Savannen-Hypothese. Diese besagt, dass vor etwa 7 bis 8 Millionen Jahren die g’scheitesten Affen (wissenschaftlich heißt das natürlich die Hominini) den Dschungel verlassen haben und in die Savannen abgewandert sind, wo diese klugen Köpfchen draufgekommen sind, dass es sich dort auf zwei Beinen besser lebt als auf allen Vieren, was in weiterer Folge auch ihr Gehirn wachsen ließ. Kurz gesagt: Intelligente Menschen sind ähnlich den in die Savannen abgewanderten Hominini Neuem gegenüber aufgeschlossener und neigen damit auch dazu Neues vermehrt auszuprobieren, wozu, so die Forscher, eben auch der Alkohol- und der Drogenkonsum gehören.

Bevor Sie jetzt meinen sich die Intelligenz ersaufen zu können, muss ich Sie enttäuschen und das Ganze ein wenig relativieren. In einer weiteren Studie, diesfalls von der University of Southern California, wurde nämlich festgestellt, dass nur Menschen mittleren und höheren Alters und diese wiederum nur bei mäßigem Alkoholkonsum über ein besseres Erinnerungsvermögen, über einen größeren Wortschatz und generell über höhere kognitive Fähigkeiten verfügen als Abstinenzler.

Man muss jetzt nicht wie in der Überschrift angedeutet die Weisheit, sprich den Alkohol, mit dem Löffel konsumieren, ein kleines Gläschen tut es auch. Genuss und Intelligenz sind doch ein wunderschönes Pärchen!

2022 01 27/Fritz Herzog