Von Parasiten und attraktiven Menschen
Verwirrt nach der Überschrift? Was haben diese mit jenen zu tun, werden Sie sich fragen. Zurecht? Abwarten, vielleicht kann Ihnen FederLesen wieder einmal Erhellendes Neues bieten!
Der Parasiten gibt es gar viele. Da war einmal der Bandwurm, den wir seinerzeit im Naturgeschichteunterricht (ja, so hieß der damals) gerne »Bandlwurm« nannten um jedes Mal aufs Neue vom Herrn Professor ausgebessert zu werden, dass der Bandwurm und nicht Bandlwurm hieße. Ein ebenso grausliches wie heutzutage in unseren Breiten rares Exemplar. Diesbezüglich auch den Trichinen ähnlich.
Und jeder der Kinder hat oder hatte erinnert sich mit Schaudern daran, wenn sie wieder einmal mit Kopfläusen vom Kindergarten oder der Schule nach Hause gekommen sind. Da halfen nur mehr grausliche Shampoos und ein Folterinstrument namens Nissenkamm. Tempi passati – fortschreitendes Alter und der nötige Abstand verklären diese Tortur beinahe ins Romantische so nach dem Motto »erinnerst du dich noch, damals …?«
Doch was hat das alles mit den angekündigten »schönen Menschen« zu tun? Auf die Gefahr mich zu wiederholen schreibe ich nochmals »abwarten« und seid’s nicht so ungeduldig, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser.

Es gibt da nämlich noch einen Parasiten mit dem klingenden Namen »Toxoplasma gondii«. Der ist so winzig klein, dass er nur mikroskopisch erkennbar ist, weshalb er weder die Grauslichkeit des Bandlwurms noch die Lästigkeit von Kopfläusen erreichen kann. Trotzdem ist er da und angeblich ist die Hälfte der Menschheit von ihm befallen (dass ich diese Zahl in Zweifel ziehe – dazu später!). Übertragen wird das kleine Viech von Katzen, die ihm als Wirt dienen.
Themenwechsel (ich kehre schon wieder zurück zu den Parasiten – zum dritten Mal: »abwarten!«): Wovon hängt es ab ob wir einen Menschen sexuell attraktiv finden? Was zieht uns Männer an einer Frau an und was eine Frau an einen Mann? Schönheit? Die ist doch relativ und liegt angeblich nur in den Augen des Betrachters und überhaupt, wie definiert man Attraktivität?
Wenn nix mehr hilft, hilft die Wissenschaft! Mein besonderer Dank gilt diesmal den Forschern der Universität Turku in Finnland. Die haben – fragen Sie mich nicht wie die da draufgekommen sind – im Zuge ihrer Forschungen über den besagten Toxoplasma gondii auch den Zusammenhang zwischen dem Befall mit diesem Parasiten und der Attraktivität eines Menschen untersucht. Siehe da, Menschen, die mit diesem Parasit befallen sind wirken auf andere attraktiver. Untersucht haben sie das mittels Portraitfotos befallener und nicht befallener Menschen, die hinsichtlich dieses Kriteriums bewertet werden mussten.
Sie begründen das damit, dass wir Menschen mit einem einigermaßen symmetrischen Antlitz attraktiver finden und diese kleinen Viecherln auch nicht blöd seien. Diese wissen angeblich, dass attraktive Menschen mehr Sozialkontakte haben als die weniger attraktiven. Da jedes Lebewesen auf die Erhaltung seiner Art und seine Vermehrung aus ist, findet auch der Toxoplasma gondii attraktive Menschen attraktiver und befällt im Zweifelsfall lieber diese. So weit die finnischen Forscher.
Ich will jetzt die Ergebnisse der Forschung nicht in Zweifel ziehen, aber wenn tatsächlich die Hälfte der Menschheit von diesem Parasiten befallen sein soll, so deckt sich das nicht mit meiner persönlichen Wahrnehmung. Ein Blick auf die Leute auf der Gasse, in der U-Bahn oder im Supermarkt genügt, dass nie und nimmer die halbe Menschheit als attraktiv bezeichnet werden kann. Aber wie gesagt, es ist meine persönliche Wahrnehmung und diese ist eben nicht wissenschaftlich fundiert.
Bleibt abschließend nur die Frage zu welcher Hälfte der Menschheit man selbst gehört: mit oder ohne Toxoplasma gondii?
2022 11 29/Fritz Herzog