Alles Gute kommt von oben?
Der November ist schon eine ganze Weile über uns hereingebrochen und versorgt uns neben der Feuchte und dem Nebel mit einer gehörigen Portion November-Blues. Das Traurige beginnt schon zu Monatsbeginn mit Allerheiligen und Allerseelen, dem Freudenfest der Gärtner und Floristen deren Blumen und Kränze zuhauf auf die diversen Gräber unserer Ahnen zum Verwelken verteilt werden. Ein morbider Monat ist der November, das wird niemand leugnen.
Morbid ist er auch für die Gänse, denen millionenfach rund um den Namenstag des Hl. Martin der Garaus gemacht wird. Sie erinnern sich, der Hl. Martin ist der, der einem Bettler seinen halben Mantel gegeben hat, obwohl er vermutlich als wohlhabender Ritter zu Hause noch ein paar im Kasten hängen gehabt haben wird. Sei’s drum, was kümmert das die zu seinen Ehren abgemurksten Gänse. Die überlebenden sollten sich auch nicht zu früh freuen – das Christkind kommt bald und da steht die Weihnachtsgans auf vielen Speiseplänen.
An dieser Stelle soll – gottbehüte – nicht der Eindruck entstehen, Ihr FederLesen-Autor sei Vegetarier oder gar dessen Steigerungsform, ein Veganer. Mitnichten! Einem guten Bratl bin ich nie abgeneigt und auch eine Gans musste diesen November wegen meines Gustos auf selbige ihr Gänseleben aushauchen (also genau gesagt, es war eine Viertelgans, doch gehe ich davon aus, dass die restlichen drei Viertel allein auch nicht lebensfähig gewesen wären und auf anderen Tellern gelandet sind).
Wichtig ist mir viel mehr eine artgerechte Haltung zu Lebzeiten der von mir verzehrten Tiere und eine – fast hätte ich geschrieben: humane – Schlachtung, die schnell und möglichst stress- und schmerzfrei für das Tier vollzogen wird.

Fast auf den Tag fünfzig Jahre ist es her, da lebte auf der El Tinajero Farm im Westen Venezuelas eine Kuh. Nicht alleine, denn es ist eine große Farm, sondern mit einer Vielzahl anderer Rinder, graste sie dort friedlich die Weiden ab und freute sich ihres Kuh-Lebens. So weit, so wenig spannend, werden Sie, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser an dieser Stelle denken, denn was interessiert mich eine Kuh, die vor einem halben Jahrhundert gelebt hat, noch dazu im fernen Venezuela.
Das Besondere an jener Kuh ist jedoch ihr Ende und da kann von artgerechter Schlachtung nun wirklich nicht die Rede sein, wenngleich ihr Ableben völlig stressfrei erfolgt ist. Am Abend des 15. Oktober1972 beobachteten einige Arbeiter der Farm ein helles Licht, gefolgt von einem Knall und am nächsten Tag fand der Besitzer der Farm jene Kuh mit zerschmettertem Hals, sowie ein paar in Summe etwa 50kg schweren Gesteinsbrocken. Ein Meteorit hatte das arme Tier getroffen und es so vorzeitig hinweggerafft.
Ja, so schnell kann’s gehen. Sollten Sie jedoch Angst bekommen wie Nestroys Knieriem, dass der Komet kommt oder des Majestix‘ Sorge, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt, so kann ich Sie beruhigen. Die Wahrscheinlichkeit von einem Meteorit erschlagen zu werden ist angeblich 200-mal kleiner als die Wahrscheinlichkeit einen Lottosechser zu gewinnen; aber erstens weiß ich nicht wie das berechnet wurde und zweitens hinkt der Vergleich in meinen Augen ganz ordentlich.
Irgendwie muss ich an dieser Stelle zum Abschluss des heutigen FederLesen-Beitrags schreiberisch noch den Themenbogen wieder zurück zum eingangs erwähnten Hl. Martin bringen. Achja, es geht! Über den Hl. Martin berichtet nämlich die Legende, dass er auch Tote zum Leben erweckt haben soll. Also bei der armen venezolanischen Kuh ist ihm das genauso wenig gelungen wie dem von mir verzehrten Martinigansl (ich weiß, der Schluss war jetzt ein bissl verkrampft – ich gelobe hiermit Besserung!).
Trotzdem: Keep on »FederLesen!«
2022 11 22/Fritz Herzog