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FederLesen

Steine, Wind & Wetter

Das Thema Klimawandel ist eines, welches uns alle sicher noch lange Zeit beschäftigen wird und ich gehe wahrscheinlich nicht fehl in der Annahme auch dann noch, wenn so Vokabeln wie Lockdown, Inzidenzen und Vakzine nur mehr Bestandteil anekdotischer Erinnerungen zu fortgeschrittener Stunde sein werden. Dass der Klimawandel ursächlich mit dem vermehrten CO2 Ausstoß unterschiedlichster Herkunft zusammenhängt, diese Ansicht werden sicherlich alle meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser mit mir teilen. Und, dass wir alle aufgefordert sind etwas dagegen zu unternehmen, sowieso.

Umso besser ist es, dass sich zahllose Wissenschaftler rund um den Erdball damit befassen, wie denn der CO2 Anteil in der Atmosphäre gesenkt werden könnte. Das ist gut so, gehört gewürdigt und gefördert. Doch wie immer, wenn Wissenschaftler vor lauter Theorie-Wald den Praxis-Baum übersehen, kann das gelegentlich auch Blüten treiben.

So hat man herausgefunden, dass durch die Verwitterung von Gestein Kohlenstoff gebunden, das heißt, der Atmosphäre entzogen wird. So weit, so gut und belegbar. Das Problem ist nur – und da wird mir auch jeder Laie zustimmen – Steine sind beim Verwittern nicht die Allerschnellsten. Anders gesagt, hätte mir jemand zur Geburt einen Stein geschenkt und der läge seit damals bei Wind und Wetter im Freien, er sähe heute nicht anders aus als damals; zumindest für das freie Auge. Wirklich fleißig CO2 wird er also in den paar Jahrzehnten nicht gebunden haben.

Da es aber nichts gibt, wofür die Wissenschaft nicht eine Lösung hätte, machte man sich ein mathematisches Phänomen zunutze: Je kleiner das Volumen eines Körpers ist, desto größer ist im Verhältnis dazu seine Oberfläche (wer’s mir nicht glaubt, der kann es gerne nachrechnen, ich habe jetzt keinen Bock darauf). In weiterer Folge gilt, je größer die Oberfläche, desto schneller die Verwitterung des Gesteins. Bildlich gesprochen, zerbröselte man beispielsweise das Matterhorn so verwitterten seine Krümel rascher als ließe man den Berg so stehen wie er ist und warte bis er von Wind und Wetter weggefegt wird – wir werden’s nicht erleben und unsere Enkel ebenso wenig, behaupte ich mal. In Japan hat man jedoch genau das untersucht, indem man in einem Gewächshaus voll gemahlenen Gesteins entsprechende CO2 Messungen durchgeführt hat, die den vermehrten Abbau desselben belegt haben.

Angeblich sei die CO2 Belastung durch die für die Zerbröselung notwendige Energie geringer als der CO2 Abbau durch die Verwitterung des zerbröselten Gesteins. Das mag ja sein, ich will es den Wissenschaftlern auch glauben, die Sinnfrage darf ich aber an dieser Stelle trotz der positiven CO2-Bilanz schon stellen.

Im sonnigen Kalifornien wiederum hat man gemahlenes Olivin-Gestein an einem Strand in der Hoffnung verteilt, dass die Meeresbrandung den Zersetzungsprozess zusätzlich beschleunigt und so CO2 gebunden wird. Olivin hätte den Vorteil, dass es sich rascher als andere Steine zersetzt, hat aber wiederum den Nachteil, dass es nicht in ausreichend großer Menge verfügbar ist. Größere Mengen gäbe es in Lanzarote – also auch nicht gleich um die Ecke nach Kalifornien. Hinzu kommt, streute man Olivin großflächig auf die Äcker, setzte es dort bei der Verwitterung Nickel und Chrom frei, was wiederum die Landwirtschaft nicht erfreute.

Die Moral von der Geschicht‘? Sollte man nicht eher die Erzeugung von CO2 reduzieren als nach Wegen zu suchen, wie man es abbauen kann? Und wenn schon abbauen, dann doch ganz simpel durch den Erhalt und den Ausbau der Regenwälder. Aber der alte FederLesen-Autor ist halt auch nur ein Laie …

PS: Mein Dank gilt heute der Facebook Gruppe #Gärten des Grauens, die mich auf einen entsprechenden Artikel in Zeit-Online aufmerksam gemacht haben. Danke!

2021 03 29/Fritz Herzog