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FederLesen

»Wenn einer eine Reise tut …

… dann kann er was erzählen« lautet ein altes Sprichwort. Auch Ihr FederLesen-Autor ist wieder einmal verreist und könnte so Manches erzählen. Keine Sorge, ich quäle Sie jetzt nicht mit Reiseerzählungen, ähnlich den weiland lähmenden Diavorführungen von Urlaubsfotos. Es tut auch nix zur Sache, von welcher Reise ich eben zurückgekehrt bin, denn das, was ich Ihnen heute berichten möchte, ist mehr ein Erfahrungsschatz aus vergangenen Reisen.

Da ist einmal die Ankunft in fremden Städten, man findet sich zunächst nicht zurecht und lauscht gespannt den Durchsagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln um das gebuchte Hotel gut zu erreichen. Doch dürfte es ein internationales Übereinkommen geben, dass diese Durchsagen entweder vernuschelt oder verrauscht oder so leise sein müssen, dass sie völlig für die Würscht sind. Unverständlichkeit geht da scheinbar über alles.

Die ÖBB, das muss ich an dieser Stelle lobend erwähnen, dürfte diesem internationalem Durchsagenunverständlichkeitsübereinkommen nicht beigetreten sein, denn so wie Chris Lohner aus den Lautsprechern flötet, das könnte Vorbild sein. Ihr »mind the gap« haucht sie so, dass mit Sicherheit niemand Gusto bekommt den Gap nicht zu minden.

Im Hotelzimmer angekommen stellt man fest, dass im Bett nur eine einzige, wenn auch etwas größere Bettdecke vorhanden ist, die man sich mit seiner Liebsten zu teilen hat. Nächtliche Schlachten um dieselbe sind damit fix vorprogrammiert. Beim Kampf um die Bettdecke hört sich die größte Liebe auf, denn jeder will in Ruhe und halbwegs gewärmt schlafen.

Vorher gilt es jedoch die vom Zimmerservice mit großem Aufwand unter die Matratze gestopfte Bettdecke hervorzuholen. Dies kann nicht gelingen ohne auch das Leintuch dortselbst hervorzuholen. Mit einem Wort, bevor man auch nur eine Sekunde geschlafen hat, sieht das Bett dermaßen devastiert aus, als sei es drei Wochen nicht frisch gemacht worden und hätte schon zahllose wildeste eheliche Übungen über sich ergehen lassen müssen.

Doch auch in fremden Städten lauern zahlreiche Gefahren auf den Besucher. Auf den Trottoirs gilt es Obacht zu geben. Da sind einmal die Handyblicker, das zeitgemäße Pendant zum Hans-guck-in-die-Luft. Vor denen gilt es sich zu hüten, will man eine Karambolage und ungebührliche Intimität mit wildfremden Menschen vermeiden.

Noch gefährlicher sind jene Reisegruppen die Lemmingen gleich hinter ihrem Fähnchen schwingenden oder einen Regenschirm in die Höhe haltenden Fremdenführer hinterherlaufen. Begegnet man solchen Gruppen ergeht es einem unversehens wie den römischen Legionären, wenn Obelix über sie drüber stürmt: man wird schonungslos platt gewalzt.

Zum Abschluss muss ich aber mit Ihnen, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser, eine Information teilen, die ich bis dato ebenfalls nicht hatte. Dem deutschen Medium Merkur entnehme ich einen Hinweis, den ich unbedingt weitergeben muss.

Sie haben sich sicher schon wahlweise gewundert oder gefreut, dass, wenn Sie ein Hotelzimmer betreten, das Toilettenpapier an seinem Ende zu einem hübschen Dreieck gefaltet ist. Es soll ein Zeichen sein, dass das Zimmerservice da war und seine Aufgabe ordentlich erledigt hat (wie wenn man das nicht dem restlichen Zimmer und dem Bett – siehe oben – ansehen sollte). Und jetzt kommts: eine anonyme Zimmerfrau hat der Zeitung gesteckt, dass man dieses Toilettpapierdreieckchen unbedingt wegwerfen und nicht benützen sollte. Wieso? Weil es ihre jeweils allerletzte Tätigkeit im Zimmer ist und sich deshalb auf diesem Dreieck die im gesamten Zimmer aufgesammelten Keime kulminieren. Na Mahlzeit!

So, ich hoffe ich habe Ihnen jetzt nicht den Gusto auf den nächsten Urlaub vergällt. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls schon jetzt auf die nächste Reise mit meiner Liebsten, wohin auch immer sie uns führen wird.

2022 10 30/Fritz Herzog