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FederLesen

Was machen die Obstfliegen eigentlich im Rest des Jahres?

Kaum herbstelt es ein wenig und wenn die Tage kürzer, die Nächte länger werden und die Temperaturen langsam aber sicher in Richtung Polarkreis wandern, dann kommen die Obstfliegen hervor. Von wo auch immer! Schwuppdiwupp sind sie da. Ob aus irgendwelchen Ritzen oder wie Außerirdische von einem fernen Exoplanet – ich weiß es nicht.

Wenn im Mai und im Frühsommer die Kirschen und Marillen reifen und die Erdbeeren ihr duftendes Aroma verströmen, lässt das diese Obstfliegen völlig kalt. Doch wehe das Jahr neigt sich Richtung Herbst und es liegen Äpfel, Weintrauben oder Zwetschken in den heimatlichen Obstschalen erscheinen sie zigtausendfach scheinbar aus dem Nichts des Nirvanas und belästigen uns mit ihrer Anwesenheit.

Und so wie sie gekommen sind verschwinden sie wieder, sobald der Advent ins Land zieht und Weihnachten naht (der Verdacht, dass sie dann möglicherweise durch das Abspielen von »Last Christmas« in Endlosschleife aus dem Radio vertrieben werden liegt nahe, ist aber nicht belegbar). Auch an den Lebkuchen und sonstigen Weihnachtsdings kann es nicht liegen, denn die stapeln sich schon seit September in den Supermärkten. Und auch die Halloween-Gespenster, die uns aus Plastikkürbissen allerorts entgegen grinsen sind sichtlich nicht in der Lage sie zu vertreiben.

In meiner Verzweiflung suchte ich wieder einmal Rat und Hilfe bei Professor Wikipedia. Mitnichten konnte der mir eine Antwort geben, wo sich denn diese lästigen Viecher so von Mitte November bis Mitte September herumtreiben würden. Alles Mögliche habe ich dort erfahren, nur nicht das.

So beispielsweise, dass »Obstfliege« nur ein umgangssprachlicher Begriff sei und sie in Wirklichkeit »Taufliegen« heißen, aber auch unter den Bezeichnungen Fruchtfliegen, Gärfliegen, Mostfliegen und Essigfliegen bekannt sind; Naturwissenschaftler nennen sie auch Drosophilidae. Okay, schön und gut, aber auch das hilft mir bei meiner Frage wo die denn das restliche Jahr verbringen nicht weiter.

Auch über das Balzverhalten der Obstfliegen konnte ich mir dort weiteres – zumindest für mich – unnützes Wissen aneignen. Ich will Sie, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser damit auch gar nicht weiter belästigen, denn ich denke es wird auch Ihnen egal sein, ob die bei der Balz mit dem rechten oder linken Flügel wacheln und wie die diversen Annäherungsversuche der Männchen an das Weibchen ablaufen und welche Duftstoffe dabei eine Rolle spielen (diesbezügliche Vergleiche zum menschlichen Balzverhalten wären möglich, ich unterlasse sie aber an dieser Stelle).

Die gute Nachricht zum Schluss ist jedenfalls, dass die Obstfliegen zwar lästig, im Grunde aber harmlos sind, da sie keine Krankheiten übertragen. Allerdings – und da bin ich mir sicher – Sie und ich haben mit dem Biss in einen saftigen Apfel oder beim Genuss von Weintrauben schon die eine oder andere Obstfliegenlarve mit verspeist; Sie sehen also, auch Obst ist nicht grundsätzlich immer vegetarisch. Vorheriges Waschen des Obstes hilft, aber hundertprozentig is nix!

Die eingangs gestellte Frage wo und wie die den Rest des Jahres verbringen muss also heute unbeantwortet bleiben. Sie reiht sich damit in so wesentliche und ebenfalls unbeantwortete Fragen der Menschheit ein, wie die Frage ob zuerst die Henne da war oder das Ei oder auch die Frage der Unsterblichkeit der Maikäfer und ob der Kaffee durch den Zucker oder das Umrühren süß würde.

2022 10 20/Fritz Herzog