Whamageddon
Nach längerer Pause aufgrund coronisierender Schwäche Ihres FederLesen-Autors einerseits und einem Mangel desselben beim Auffinden berichtenswerter Geschichten, darf ich mich bei Ihnen, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser wieder zurückmelden. Gesund und munter und beinahe wieder ganz der Alte.
Und – Wham! – Kinder wie die Zeit vergeht, ist nicht nur ein neuerlicher Lockdown über Land und Leute hereingebrochen, sondern auch der Advent. Mangels Christkindlmärkte, Punschständen und ähnlicher Institutionen, die es uns mittels ausreichendem Konsums alkoholischer Heißgetränke ermöglichen die Rund-um-die-Uhr-Berieselung mit allerlei weihnachtlichen und vorweihnachtlichen Gesängen das adventliche Leben leichter zu ertragen, bleibt uns heuer nichts anderes übrig, als das Endlosschleifengedudel geduldig hin zu nehmen.
Aber ich will das an dieser Stelle gar nicht alles madig reden. Nichts liegt mir ferner! Der Advent und die heuer lockdownbedingt tatsächlich »stillste Zeit im Jahr« hat schon auch was Schönes. Zu Jahresende, wenn die Tage kurz, das Wetter trüb und die eigene Stimmung in eine leicht depressive Lage absinkt, tut doch ein wenig Kitsch und Schmonzes unserer Seele gut.
Und dann lese ich im deutschen Magazin Stern folgende Überschrift: »Warum >Last Christmas< genau der Weihnachtshit ist, den wir verdienen«. Interessanterweise schreiben die das ohne ein Fragezeichen hinter die Headline zu stellen, also, so kann ich nur vermuten, mehr als Feststellung denn als Frage.
An dieser Stelle werde ich mich hüten etwas gegen diesen alten Hadern von Wham zu sagen oder schreiben, denn ich habe nicht vor mindestens die Hälfte meiner geschätzten FederLeserschaft zu verlieren, weil sie mir sonst zürnten, sagte ich jetzt etwas pro oder contra »Last Christmas« von Wham. Einem gefällts – Anderen nicht! Punktum!
Was jedoch bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass es sich bei genauerem Hinhören eher als Anti-Weihnachtslied entpuppt, handelt der Text doch nicht von einem weihnachtlichen Wir-haben-uns-alle-so-lieb und Ähnlichem sondern vielmehr von enttäuschter Liebe und dem Schmerz des »I gave you my heart, but the very next day, you gave it away« Na Bumm! Oder besser: »Na Wham!« kann ich da nur sagen. Wahrscheinlich ist es eh besser, wenn wir auf manche Texte gar nicht so genau hinhören – das gilt übrigens nicht nur bei Weihnachtsliedern.
Sollte sich unter meinen geschätzten FederLeserinnen und Lesern doch jemand finden, der »Last Christmas« für ein unerträgliches Weihnachtslied hält (ich kann’s mir zwar nicht vorstellen, aber vielleicht ist es so), für den bietet das Internet zum Verkürzen der Wartezeit bis das Christkind kommt ein Spiel an. Im deutschsprachigen Raum läuft das Spiel unter dem eher langweiligen Namen »Last Christmas Challenge«. Die Angelsachsen haben da – so finde ich – die weitaus treffendere Bezeichnung »Whamageddon« für das Spiel gewählt. Die Regeln sind ebenso einfach, wie das Spiel schwer zu gewinnen ist, um nicht zu sagen es ist nahezu unmöglich! Es geht schlicht und einfach darum, wer zwischen dem ersten und dem vierundzwanzigsten Dezember das besagte Lied irgendwo hört, scheidet aus. Gewonnen hat, wer bis Weinachten ohne »Last Christmas« durchhält. Ich behaupte mal, einen Lotto-Sechser gewinnt man leichter.
Nun, liebe Leute: morgen ist der Erste! Und wenn Ihr ausscheidet, auch kein Malheur, ihr befindet euch in bester Gesellschaft. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir eine ruhige und besinnliche Adventzeit – den Punsch müsst ihr halt daheim trinken und dreht das Radio auf, dort spielen sie sicher bald »Last Christmas«.
2021 11 30/Fritz Herzog