Armageddon 2023?
Und? 2022 gut überstanden? Ja? Also, ehrlich gesagt, sage ich auch »Ja«, wenn ich jedoch jetzt im Nachhinein lese, welche Weltuntergänge man uns für 2022 prognostiziert hat, dann kommt mir jetzt noch das Gruseln. Das wären Weltuntergänge gewesen, die hätte sich nicht einmal der Nostradamus ausdenken können und der war zumindest diesbezüglich wahrlich kein Waisenknabe.
Hab‘ ich grad »Weltuntergänge« geschrieben? Gibt’s für die überhaupt einen Plural? Ich will da nicht päpstlicher als der Papst sein und mich auch gar nicht zwischen Singular und Plural verlieren und lass das an dieser Stelle unhinterfragt einfach so stehen. Viel lieber teile ich mein posthumes Gruseln mit Ihnen, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser und lasse Sie teilhaben an den Weltuntergängen die, aus welchen Gründen auch immer, spurlos an uns vorübergezogen sind.
Also von einem Super-Computer, der uns zu versklavten Zombies macht über einen Kometeneinschlag (no-na – den vorhersagt man uns jedes Jahr! Ist fast schon langweilig) bis hin zu einem Supervulkanausbruch im Yellowstone Nationalpark mit ewiger Finsternis reichten die Prognosen.

Ein besonders gefährlicher Tag soll der 24. September gewesen sein. An diesem Tag sollte die Welt angeblich untergehen; Friedrich Merz, Vorsitzender der deutschen CDU soll in einer Rede diesen Tag als jenen verkündet haben, an dem mehr oder weniger Armageddon zur Wahrheit wird. Wodurch, war unklar. Jedenfalls müsse er etwas wissen, was sonst niemand weiß. Politiker sind sowieso immer verdächtig. Die Vermutungen über seine Aussage reichten vom Polkappensprung bis zu Was-weiß-ich. Nur naive Menschen konnten glauben, dass es sich bei dabei um einen simplen Versprecher seinerseits gehandelt hatte und er eigentlich den 24. Februar, den Tag des Kriegsbeginns gemeint hat.
Jetzt schreiben wir 2023 und wissen, dass zumindest 2022 es nix wurde mit Weltuntergang und so. Aber was ist mit Heuer? Da Ihr FederLesen-Autor auch mit der Zeit geht, beruft er sich nicht mehr auf Nostradamus; der ist ja sowas von Old-School. Nein, der Nostradamus des 21. Jahrhunderts kommt aus Brasilien und nennt sich Athos Salomé und was der vorhersagt ist wahrlich kein Schmarren: Zunächst einmal kommt 2023 der »Antichrist« (wer oder was auch immer der oder das sein mag) auf die Erde und beginnt sein, wie sein Name schon sagt, antichristliches Wirken. Ob der Antichrist auch Atheisten und Angehörige anderer Religionen heimsucht, bleibt unklar, ist aber anzunehmen.
Weiters, so prophezeit uns der brasilianische Seher, wird aus den Eismassen der Antarktis ein Virus freigesetzt, der uns alle zu Zombies werden lässt. Ob der gute Mann sich zu viele Horrorfilme anschaut oder ob er sonstwie über eine blühende Phantasie verfügt ist nicht bekannt, jedenfalls ist er weltweit schon eine große Nummer unter den einschlägigen Verschwörungstheoretikern.
Gottseidank habe ich auch nicht alles verstanden, was Senhor Athos Salomé so an Vorhersagen von sich gibt. Spätestens als bei ihm von in der Nacht fliegenden Blutegeln die Rede war, bin ich ausgestiegen. Nein, ich halte es viel lieber mit einem Satz, den Dirk Peitz in einem Feuilleton in Zeit-Online geschrieben hat: »Das Angenehme an der Apokalypse ist, dass sie nicht einzutreten pflegt.«
2023 01 02/Fritz Herzog