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FederLesen

Na dann: Prost!

Im Internet veröffentlichte Rankings jedweder Art üben auf Ihren FederLesen-Autor einen ganz besonderen Reiz aus, dem er sich nur unter großen Mühen entziehen kann. So gebe ich heute wieder einmal meiner diesbezüglichen Schwäche nach und möchte Sie, meine geschätzten FederLeserinnen und -Leser, an einer spirituösen Studie teilhaben lassen.

Das Global Drug Survey (GDS), ein Institut mit Sitz in London, veröffentlichte kürzlich seinen GDS 2021 Report. Untersucht wurde der Konsum von Drogen aller Art in 22 Ländern; dass darunter auch Österreich zu finden ist, macht die Sache für uns interessant. Wo und wie liegt Österreich, das Land zwischen Märzenbier, Grünem Veltliner, Jagatee und Obstler im internationalen Vergleich? Sind wir Top oder mehr unter ferner liefen? Oder, um unseren Bundespräsidenten leicht abgewandelt zu zitieren, »sind wir nicht so«, dass wir ein Land der Tschecheranten und Trankler seien?

Anmerken muss ich an dieser Stelle, dass sich die Studie auf alle Arten von Drogen bezieht, ich will mich aber als Teilzeit-Weinviertler nur auf den Alkohol beziehen.

Relativ klar beantwortet wurde die Frage, an wieviel Tagen im Jahr Alkohol konsumiert wird. Das Land des Bordeaux und Chablis, also Frankreich, nimmt hier klar die Top Position weltweit mit 132 Tagen ein. Wir hinken da mit durchschnittlich 107 Tagen etwas nach.

Jedoch, beim richtig Volllaufenlassen, gemeint ist so viel trinken, dass, wie die Studie sagt »Sie so viel getrunken haben, dass Ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten so stark beeinträchtigt sind, dass Ihr Gleichgewicht und Ihre Sprache nicht mehr dem anderer Menschen entspricht«, sieht es wiederum anders aus. Darin nehmen die Australier die Spitzenposition ein, denen das im Schnitt zweimal im Monat passiert. Die Leute aus »Down Under« sind also, so scheint es, am häufigsten »down and under«. Wir Österreicher können mit den Aussies nicht mithalten, uns gelingt es nur etwa halb so oft und liegen damit im Mittelfeld des Rankings.

Da »nach dem Suff« nicht unbedingt unmittelbares »vor dem Suff« bedeutet, sondern dazwischen oftmals der Kater, begleitet von der Reue und dem kurzlebigsten aller Gelübde »nie wieder Alkohol« liegt, haben die Wissenschaftler des GDS auch die reuigsten Ländervertreter erhoben. Hier liegen Irland und Polen beinahe gleichauf an der Spitze. Ob ein Zusammenhang mit dem in diesen Ländern stark ausgeprägten Katholizismus besteht, darauf gibt die Studie keine Antwort, es kann aber vermutet werden, finden sich doch Länder mit geringerer Frömmigkeit wie Frankreich, Deutschland und auch Österreich weit abgeschlagen im hinteren Feld des Reue-Rankings.

Auf die Frage warum man denn zu viel getrunken hätte, kommen – typisch österreichisch – die Ausreden Nummer eins und zwei mit »ich habe zu schnell getrunken» (75%) und »ich war in Gesellschaft«, was übersetzt heißt: »die andern ham a gsoffn« (43%). Der starke Verweis auf gesellschaftliches Trinken ist international eindeutig ein österreichisches und deutsches Phänomen, wo hingegen die Amerikaner und Briten sich anscheinend auch gerne alleine besaufen (nur 16% bzw. 18% in Gesellschaft).

Zusammengefasst lässt sich sagen, wir Österreicher sind nicht die Weltmeister im Trinken, lassen uns aber so im Durchschnitt einmal monatlich volllaufen, bereuen es aber weniger, was die Wiederholung spätestens im nächsten Monat erleichtert.

Der Punschstandmangel des heurigen Advents in Kombination mit bevorstehenden guten Neujahrsvorsätzen sollte es vielleicht ermöglichen, dass wir im GDS 2022 noch etwas weiter nach hinten rutschen. Das wünsche ich unseren Lebern aber ausdrücklich nicht unseren Winzern und Gastwirten – die Realität wird wahrscheinlich ohnehin näher bei Letzteren als bei der Leber sein.

2021 12 16/Fritz Herzog