Die Attraktivität des Mannes
Nein, ich bemühe heute nicht den alten Kalauer aus Torbergs Tante Jolesch von den Affen und der Schönheit der Männer. Heute will ich etwas für meine geschätzten FederLeser schreiben, was selbstverständlich nicht bedeutet, dass meine mindestens ebenso geschätzten FederLeserinnen an dieser Stelle aufhören müssen zu lesen – im Gegenteil! Die Frage ist, wann wird ein Mann von der Damenwelt für attraktiv gehalten und was muss er tun um diesen Eindruck zu erwecken? Die Antwort auf diese Frage sollte doch für beide Seiten der Chromosomenwelt von Interesse sein.
Wer wüsste besser als ihr alter FederLesen-Autor, dass nicht jeder Mann ein George Clooney sein kann und wie könnte er sich diesem angeblichen Ideal zumindest asymptotisch annähern? Wie immer, wenn man(n) nicht mehr weiter weiß, kommt ihm die Wissenschaft – Athene und Minerva seien gepriesen – mit einer einschlägigen Studie entgegen.
Wir wissen auch, dass in diesen pandemischen Zeiten, in denen wir schon ein hübsches Zeitlein leben, die Suche nach einem Partner oder einer Partnerin nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist, denn irgendwann muss auch der digitalisierteste Mensch aus Parship und Tinder aussteigen und das Vis à Vis seiner Träume und Begierden in der Realität begutachten.
An diesem Punkt eilen uns Oliver Hies und Michael B. Lewis, die Autoren einer Studie der School of Psychology der Cardiff University in Wales zu Hilfe. Die stellten sich die Frage ob denn ein Mann in Zeiten wie diesen mit oder ohne Maske für das andere Geschlecht attraktiver sei. Ich spüre an dieser Stelle förmlich, wie die Spannung unter meinen FederLesern ins Unermessliche steigt. Auch wenn Sie hinter Ihren FFP2’s zu hyperventilieren beginnen, ich muss Sie bezüglich des Ergebnisses noch etwas auf die Folter spannen.
40 Fotos von Männern im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, alle ohne Brille, Bart, Piercings oder ähnlicher möglicherweise die Studie störender Faktoren wurden 43 Frauen, diese waren wiederum im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, gezeigt. Die Männer auf den Fotos trugen teils keine und teilweise Stoffmasken oder blaue OP-Masken. Die Frauen hatten nun die Aufgabe jeden Mann auf den Fotos auf einer Attraktivitätsskala von eins bis sieben zu bewerten.
Und, Überraschung, die Männer mit den blauen OP-Masken wurden, gefolgt von jenen mit Stoffmasken von den Damen am attraktivsten gefunden. Die ohne Maske am wenigsten. Also, geschätzte FederLeser, rauf mit den Masken, wenn Ihr wollt, dass Eure Chancen in der Damenwelt steigen.
Auf die Frage warum das Ergebnis so ausgefallen ist, mussten sich auch die Forscher auf das Feld der Vermutung begeben. Da gibt es die Interpretation, dass maskentragende Männer ein höheres Verantwortungsgefühl ausstrahlen; ja, okay, stimmt schon, klingt aber doch eher ein bissl nach Langeweiler finde ich. Und dann gibt es – ich würde es die romantische Interpretation nennen – die Meinung, dass durch das Tragen einer Maske der Augenpartie des Mannes von der Damenwelt eine größere Beachtung geschenkt wird als bei einem unbedeckten Gesicht. Denn, wie forderte schon vor achtzig Jahren Humphrey Bogart Ingrid Bergman im Film Casablanca auf: »Schau mir in die Augen, Kleines!«? Na dann!
Was bleibt ist die Hoffnung, dass in der weiteren Folge der amourösen Geschehnisse das maskenlose Gesicht auch den von den Augen versprochenen Erwartungen entspricht, denn wenn es so weit ist, helfen Euch Männern auch keine wissenschaftlichen Studien mehr.
2022 01 19/Fritz Herzog