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FederLesen

Freitag, der Dreizehnte                                                                                          

Heute ist Freitag und es ist – horribile dictu – noch dazu der dreizehnte. Was kann oder könnte da nicht alles schiefgehen und welche Unglücke könnten da über uns hereinbrechen? Ein Grund mehr, dass sich Ihr FederLesen-Autor dieser fundamentalen Frage einmal ernsthaft zuwendet.

Wahrlich, es gibt viele Leiden, die Menschen das Leben schwer machen können. Ich rede da nicht von gefährlichen, lebensbedrohenden Erkrankungen, nein, ich rede von Leiden, die sich Triskaidekaphobie und Paraskavedekatriaphobie nennen. Nie gehört? Ich, um ehrlich zu sein, auch nicht. Abgesehen davon sind diese beiden Begriffe derartige Zungenbrecher, dass ich hoffe diesen Text nie bei einer Lesung vortragen zu müssen. Scheiterte ich doch schon bei so simplen Zungenbrechern wie »Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid« oder Ähnlichem.

Aber zurück zur unaussprechlichen Triskaidekaphobie und Paraskavedekatriaphobie. Ersteres ist der Fachausdruck für die Angst vor der Zahl dreizehn und zweiteres – quasi die Steigerungsform – der, für die Angst vor dem Freitag, den dreizehnten.

Die Triskaidekaphobie, also die 13er-Angst geht beispielsweise so weit, dass manche Fluglinien in ihren Flugzeugen auf die Reihe dreizehn verzichten. Zwar ist mir kein Fall eines Flugzeugunglücks bekannt, wo ausschließlich die dreizehnte Reihe abgestürzt ist und die Passagiere aller anderen Reihen glücklich, heil und zufrieden ihren Zielort erreicht haben. Aber vielleicht irre ich mich ja.

Oder, wenn in manchen Hochhäusern nach der 12. Etage die 14. kommt. Lässt sich tatsächlich das Schicksal überlisten oder bemerkt es, dass der 14er in Wirklichkeit ein geschummelter 13er ist? Stürzte das Hochhaus ein, würde das doch auch nicht nur die 13. Etage betreffen und wären bei einem Brand nicht auch die darüberliegenden Stockwerke betroffen? Wie ich es drehe und wende – ich kenn‘ mich nicht aus.

Andererseits soll man die Gefahr auch nicht kleinreden. Der Börsenkrach von 1929, der sogenannte »Schwarze Freitag« war ein dreizehnter und das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia lief am Freitag, dem 13. Jänner 2012 vor der toskanischen Küste auf Grund. Und nochmals andererseits gibt es auch Statistiken, dass die Unfallhäufigkeit an den 13er Freitagen geringer ist; angeblich, weil da die Leut‘ vorsichtiger sind und mehr aufpassen.

Als FederLesen- Autor fühle ich mich aber verpflichtet meinen geschätzten FederLeserinnen und -Lesern nicht nur von Unglücken und Katastrophen zu berichten, sondern Ihnen auch Vorschläge zu unterbreiten, wie sie aus der 13er-Angst mancher Menschen auch ein Geschäftsmodell entwickeln könnten.

Das führt mich direkt zu Mr. John Andrew Malketh, der seinen Lebensunterhalt als sogenannter Quatorzième (der Vierzehnte) verdiente. Er ging, stets gut gekleidet in London von Haus zu Haus und fragte an, ob an ihrer Tafel gottbehüte dreizehn Gäste säßen und ob er so – als vierzehnter Gast – allfälliges Unglück vermeiden helfen könne. Er wurde stets gut bedient und kam so an manchen Tagen zu mehreren Frühstücken oder Dinnern. Zum Abschied war es üblich, dass ihm der jeweilige Hausherr noch ein erkleckliches Sümmchen Bares zusteckte. Bei seinem Ableben konnte er so ein beachtliches Vermögen hinterlassen.

Also bitte! Wär‘ das nicht was? Ich sag‘ nur gleich dazu, bei mir brauchen Sie nicht anklopfen, denn erstens haben wir selten dreizehn Gäste und zweitens glaub‘ ich an solchen Schmonzes nicht, aber es gibt sicher noch genug Türen an denen zu klingeln sich lohnte.

2022 05 13/Fritz Herzog